Hebammen: ein Berufsstand in Gefahr

In einem Gespräch mit Hebamme Corinna Kottnik informierten sich die Frauen in der SPD über den Beruf der Hebamme, die Vereinbarkeit mit der Familie und die Probleme, die im kommenden Jahr auf sie zukommen, wenn ihre Haftpflichtversicherung nicht länger angeboten wird.

50-60 Stunden Arbeitsaufwand pro Woche bringt die Arbeit der Hebamme mit sich, maximal 3-4 Frauen können pro Monat individuell betreut werden. Rund um die Uhr ist Corinna Kottnik für „ihre“ Schwangeren erreichbar und bietet vollen Rundumservice, von der Geburtsvorbereitung bis zur Nachbegleitung. Die Begleitung beginnt bereits in den ersten Schwangerschaftswochen und endet in der Regel erst, wenn das Kind abgestillt wird. Als Mutter zweier Kinder, sieben und zwei Jahre alt, weiß sie wovon sie spricht, hat im Alltag aber auch immer wieder Hürden zu meistern: „Heute Morgen wurde ich um fünf Uhr zu einer Hausgeburt gerufen,“ berichtet sie, „da musste mein Mann für die Kinder sorgen und das mit seiner Arbeit unter einen Hut bringen. Ohne die Unterstützung vor allem auch durch meine Mutter wäre der Job unmöglich.“ Seit 2005 betreibt sie die Praxis „Bauchgeflüster“, aber aktuell sieht sie ihre Existenz in Gefahr.

„Wenn im Laufe des nächsten halben Jahres keine Entscheidung fällt, wie die Hebammen sich weiter Haftpflichtversichern können, steht unser ganzer Berufszweig vor dem Aus,“ gesteht sie den Frauen der SPD. Bisher hat Corinna Kottnik vor allem das Gefühl, dass sich keiner so richtig der Sache annehmen wolle und die Probleme zwischen Politik und Versicherern hin- und hergeschoben werden. Dabei haben sich die Kosten für die noch angebotene Haftpflichtversicherung in den letzten Jahren schon massiv erhöht, was vor allem auf höhere Schadensfälle zurückzuführen ist. Wenn heute jemand klagt und Recht bekommt, ist das wesentlich teurer für die Versicherung als noch vor zehn Jahren.

„Es kann nicht sein, dass sich keiner verantwortlich fühlt, dieses Problem zu lösen. Wir können keinen ganzen Berufsstand an das Messer liefern,“ sind sich die Vertreterinnen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen sicher. „Wir müssen eine Lösung finden – und zwar schnell!“